Miele reagiert auf den weltweiten Einbruch der Nachfrage nach Hausgeräten sowie die drastischen Steigerungen auf der Kostenseite mit einem umfassenden Programm zur Steigerung der Effizienz und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Dazu sei neben Maßnahmen zur weiteren Verbesserung der Strukturen, Prozesse und Kostenpositionen auch eine substanzielle Senkung der Personalkosten unausweichlich, heißt es in einer Pressemitteilung. Weltweit könnten deshalb bis zu 2.700 Stellen entfallen oder von Verlagerung betroffen sein.
Von der konzernweiten Kosten- und Effizienzinitiative „Miele Performance Program“ verspricht sich die Geschäftsleitung bis 2026 einen zusätzlichen finanziellen Handlungsspielraum von ca. 500 Mio. Euro. Diese Summe soll zu mehr als zwei Dritteln durch Verbesserungen auf der Umsatzseite oder durch Reduktion der Material- und Sachkosten erreicht werden. Aber auch bei den Personalkosten seien deutliche Einsparungen notwendig, nachdem in den wachstumsstarken Jahren seit 2019 in erheblichem Umfang zusätzliche Kapazitäten aufgebaut worden seien, betonte Miele. Das betreffe nach derzeitiger Planung weltweit bis zu 2.000 Stellen – und zwar vorwiegend in den sogenannten indirekten Bereichen, also nicht an den Produktionsmaschinen und Montagelinien.
Nach drei wachstumsstarken Jahren in Folge verzeichnet die Hausgerätebranche für das Jahr 2023 ein weltweit rückläufiges Geschäft. Neben dem Ende der coronabedingten Sonderkonjunktur haben sich hier nach Angaben von Miele vor allem die wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekriegs ausgewirkt. Anders als bei früheren Abkühlungen der Märkte hätte sich dies besonders im Premiumsegment bemerkbar gemacht, betonte das Unternehmen. Deshalb sei nach vorläufigen Zahlen der Umsatz der Miele Gruppe im Jahr 2023 um etwa 9 Prozent zurückgegangen. 2022 hatte das Unternehmen den Umsatz noch um 591 Mio. Euro oder 12,2 Prozent auf 5,43 Milliarden Euro steigern können. In Deutschland lag das Volumen bei 1,47 Milliarden Euro.
Bei den verkauften Stückzahlen liege der Rückstand zum Vorjahr etwa beim Doppelten des Umsatzrückgangs, erklärte Miele. Anzeichen für eine baldige Erholung der Märkte seien nicht in Sicht. Gleichzeitig sorge die hohe Inflation für deutlich höhere Kosten auf der Beschaffungsseite, z. B. bei Material und Energie sowie bei den Tarifentgelten. „Was wir derzeit erleben, ist keine vorübergehende Konjunkturdelle, sondern eine nachhaltige Veränderung der für uns relevanten Rahmenbedingungen, auf die wir uns einstellen müssen“, teilte die Geschäftsleitung der Miele Gruppe den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit. Deshalb werde man schnell und entschlossen handeln, um aus dieser herausfordernden Situation gestärkt hervorzugehen.
Zudem unternimmt Miele erhebliche Anstrengungen, um den Bereich Wäschepflege, der sich in einem scharfen und stark preisgetriebenen weltweiten Wettbewerb befindet, wieder auf eine wirtschaftlich tragfähige Basis zu stellen. Dazu soll solle eine noch kundenorientiertere Produktstrategie, eine schlagkräftigere Vermarktung und eine Reduzierung von Komplexität betragen, erklärte das Unternehmen. Darüber hinaus sei es nach dem derzeitigen Stand aus Kostengründen unvermeidbar, weitere Teile der Gütersloher Waschmaschinenproduktion sowie produktionsnaher Bereiche in das Miele-Werk im polnischen Ksawerów zu verlagern.
Vorbehaltlich der Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretungen ist nunmehr geplant, bis 2027 fast alle Waschmaschinen für den Haushalt in Ksawerów zu montieren. Dadurch würden im Werk Gütersloh schrittweise etwa 700 Stellen entfallen. Die übrigen Teile der dortigen Geräteproduktion, darunter Presswerk, Gießerei oder Bearbeitung der gegossenen Teile, sollen dagegen bis auf Weiteres am Stammsitz verbleiben. Dies gelte auch für die Montage der Waschtrockner und der Kleingewerbemaschinen, erklärte Miele.
Insgesamt könnten von dem Effizienzprogramm 2.700 der derzeit etwa 23.000 Arbeitsplätze betroffen sein. „Das sind schwerwiegende Schritte, und uns ist sehr bewusst, dass dies viele Kolleginnen und Kollegen hart treffen wird“, stellte die Geschäftsleitung fest. Doch nur so werde es gelingen, Miele als starkes und unabhängiges Familienunternehmen mit konsequenter Premiumausrichtung sowie der notwendigen Ertragskraft in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.
Welche Bereiche in welchem Umfang von personellen Einschnitten betroffen sein können, steht noch nicht fest, da Einzelheiten in den kommenden Monaten weiter ausgearbeitet und mit den Sozialpartnern verhandelt werden sollen. Der potenzielle Stellenabbau in der genannten Höhe bedeute aber nicht, dass auch nur annähernd so viele Kündigungen zu erwarten seien, hob die Geschäftsleitung hervor: „Miele wäre nicht Miele, wenn der jetzt bevorstehende Umbau nicht so sozialverträglich wie möglich und in enger Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretungen gestaltet würde.“ Dabei will Miele auch auf einen konstruktiven Dialog mit der IG Metall setzen.
Im Jahr des 125-jährigen Bestehens ist ein weiteres erklärtes Ziel von Miele, die Zeichen wieder auf Wachstum zu stellen. Hierfür könne der Familienkonzern auf seine starke Marke, auf einen in der Branche einzigartigen Premium- und Qualitätsanspruch, begeisternde Produkte sowie engagierte und kreative Teams in 50 Ländern bauen, erklärte das Unternehmen.
„Außerdem sind wir ein Familienunternehmen, das nicht in Quartalen denkt, sondern in Generationen“, betonte die Geschäftsleitung in ihrem Ausblick auf die kommenden Jahre. Demgemäß wolle Miele konsequent weiter in seine strategisch wichtigen Projekte investieren. Aktuelle Beispiele seien die Entwicklung der neuen Produktgenerationen, der Bau eines zusätzlichen Werkes in den USA, die vollständige Übernahme des Grillspezialisten Otto Wilde sowie das angestrebte Joint Venture mit der Metall Zug AG zur Stärkung der Geschäfte mit Medizintechnik.