Auf einem ungewöhnlichen Messestand präsentiert die Sony Corporation in Las Vegas ihre Vision der Zukunft des kreativen Entertainments. Die Präsenz auf der CES steht im Zeichen innovativer Lösungen, die neue Dimensionen für das Erzählen von Geschichten eröffnen. Denn was immer sich kreative Menschen vorstellen, lässt sich in visuelle, akustische und sogar dreidimensionale Welten umsetzen, in die man auf Smartphones, Tablets, Monitoren, Fernsehern oder im Kino eintauchen kann. Bemerkenswert: Anders als bei vielen anderen Technologie-Unternehmen kam auf der Sony Pressekonferenz am Vorabend der CES der Begriff Artificial Intelligence überhaupt nicht vor; dabei steckt die Technologie in praktisch jeder Anwendung.
Die Botschaft, die Hiroki Totoki, President, COO und CFO der Sony Group Corporation gemeinsam mit Partnern des Unternehmens vermitteln wollte, war klar: Das Entertainment der Zukunft ist nur durch die Vorstellungskraft der Kreativen begrenzt. Sie können in Zukunft unendliche Realitäten schaffen, um bei Menschen die Emotionen und tiefe Eindrücke zu erzeugen, die man auf japanisch „Kando” nennt.
Natürlich steht dahinter auch eine Business-Idee: Sony will das geistige Eigentum, das die verschiedenen Bereiche des Konzerns z. B. in Form von Gaming-Inhalten, Filmen oder Musik besitzen, für neue Wertschöpfungsmodelle nutzen. Die sind nicht nur auf Medien beschränkt, sondern schließen auch physische Events und Merchandising-Konzepte ein.
Da es beim CES-Auftritt von Sony vor allem um Inhalte und ihre Vermarktung ging, spielen Produkte auf dem Messestand praktisch keine Rolle. Wer neue Fernseher oder Kameras sucht, wird nicht fündig. Gezeigt werden dagegen neuartige Lösungen für die professionelle Erstellung von Inhalten. So macht es das System PXO Akira möglich, Filmsequenzen von Fahrzeugen bei allen möglichen (virtuellen) Manövern aufzunehmen und sie dann in praktisch jede (virtuelle) Umgebung einzufügen. Dafür steht das Vehikel auf einer Plattform, die realistische Bewegungen erzeugt, und es wird mit Hilfe eines programmierbaren Kamerakrans aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen. Als Ergänzung gibt es ein 3D-Rekonstruktionstool, mit dem reale Umgebungen erfasst und in immersive, digitale 3D-Hintergründe verwandelt werden können.
Für die Erstellung räumlicher Inhalte stellt Sony auf der CES die integrierte Soft- und Hardwarelösung XYN vor, die mit Hilfe der Bild-, Sensor- und Displaytechnologien des Unternehmens reale Objekte, menschliche Bewegungen und Hintergründe erfassen und in 3D-Computergrafik- (CG) Produktionen darstellen kann. Damit reagiert der Konzern auf die wachsende Nachfrage nach 3D-CG-Produktionen in den Bereichen Film, Animation, Spiele und Industriedesign.
Dafür wird Ende März die PC-Anwendung XYN Motion Studio 2025 verfügbar, die Funktionen des Motion Capture-Systems „mocopi“ nutzt, das bereits von Kreatoren auf Social Virtual Reality (VR)-Plattformen sowie von Entwicklern in der Spiele-, Film- und Animationsfilm-Produktion eingesetzt wird. In Verbindung mit 12 Sensoren nutzt die Anwendung die übertragenen Bewegungsdaten, um realistische Animationen kostengünstig zu erzeugen.
Zu XYN gehört auch eine Spatial Capture-Lösung, die in Las Vegas als Prototyp gezeigt wird: Sie verwandelt Bilder von realen Objekten, die mit spiegellosen Kameras aufgenommen wurden, mit speziellen Algorithmen in fotorealistische 3D-CG-Assets. Ebenfalls als Prototyp gezeigt werden ein Headset mit hochwertigen 4K-OLED-Mikrodisplays und einer Video-Sichtfunktion sowie eine mobile App, mit der die Darstellung von Requisiten, Gegenständen und räumlichen Hintergründen für Filme, Spiele, Virtual Production-Projekte und das Metaverse wesentlich vereinfacht wird.
Ein wichtiger Teil der „Creative Entertainment Vision” von Sony ist das Segment Anime. Diese oftmals auf japanischen Mangas basierenden animierten Filme und Serien, die vor allem in Asien ein Millardenpublikum ansprechen, werden auch in Europa immer populärer. Deshalb sieht Sony Wachstumsmöglichkeiten durch die Entwicklung von Spielen, die Produktion von Kinofilmen sowie den Verkauf von Merchandise-Artikeln. Im Zusammenarbeit mit dem Produktionsunternehmen Aniplex soll der Film Demon Slayer:Infinity Castle als erster Teil einer Filmtrilogie 2025 weltweit in die Kinos kommen. Weitere Projekte sind gemeinsam mit dem auf Anime spezialisierten Streamingdienst Crunchyroll geplant.