Die deutsche Elektro- und Digitalindustrie sieht sich weiterhin mit Materialknappheiten und Lieferengpässen konfrontiert. Das ergab eine aktuelle Mitgliederbefragung des ZVEI. Schwierigkeiten gibt es demnach besonders bei der Lieferung von Vorprodukten (41 Prozent). Aber auch eigene zu liefernde Produkte sind betroffen. Ohne diese Probleme hätte der Umsatz möglicherweise um bis zu zehn Prozent höher ausfallen können, heißt es in einer Pressemitteilung. Eine Entspannung wird frühestens Mitte 2022 erwartet.
„Für drei Viertel der befragten Unternehmen hat sich die Lage in den vergangenen drei Monaten noch verschärft – für ein Drittel sogar deutlich“, sagte Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung. Während rund die Hälfte der Unternehmen erwartet, dass die aktuelle Situation noch bis Mitte des nächsten Jahres anhalten wird, geht die andere Hälfte sogar davon aus, dass die Lage auch darüber hinaus angespannt bleibt.
Zur Verschärfung der Situation trügen zudem überzeichnete Bestellungen bei, betont der ZVEI: „Etwa die Hälfte unserer Mitgliedsunternehmen nimmt wahr, dass ihre Kunden mehr ordern als benötigt wird”, sagte Weber. „Ein Sechstel sogar in hohem Maße. Aber nicht nur die Kunden verhalten sich so. Auch zwei Drittel der Unternehmen der Elektro- und Digitalindustrie sehen sich zu mehr Bestellungen gezwungen, um Knappheiten möglichst vermeiden zu können.“ Um sich für künftige Engpässe besser zu wappnen, setzen die Firmen vor allem auf eine Diversifizierung der Lieferketten (69 Prozent), mehr Lagerhaltung (65 Prozent) und langfristigere Lieferverträge (45 Prozent).
Weil die Branche stark in die internationalen Wertschöpfungsnetzwerke eingebunden ist, hängt ihr wirtschaftlicher Erfolg nicht zuletzt von einem reibungslosen internationalen Warenverkehr ab. „Die Unternehmen könnten deutlich mehr produzieren, wenn die gravierenden Versorgungsengpässe nicht drücken würden“, erklärte Weber. „Es klemmt in fast jeder Ecke.“
Die Unternehmen schätzen sogar, dass der diesjährige Umsatz ohne die Knappheiten und Logistikprobleme um bis zu zehn Prozent hätte höher ausfallen können. Aktuell hinkt die Produktion der Entwicklung bei den Auftragseingängen, die in den ersten drei Quartalen 2021 um mehr als ein Viertel über Vorjahr lagen, deutlich hinterher. Der ZVEI hält an seiner Prognose vom Sommer fest und erwartet, dass die Produktion in diesem Jahr um acht Prozent zulegen wird. Damit könnte der pandemiebedingte Produktionsrückgang von sechs Prozent im vergangenen Jahr mehr als wettgemacht werden.