Kauflust der Deutschen weiter im Keller
33 Prozent der Deutschen erwarten, dass sich wegen der Corona-Epidemie ihre finanzielle Situation in den nächsten zwölf Monaten verschlechtern wird. Das hat die aktuellen Studie zur Konsumentenstimmung ergeben, für die das Marktforschungsunternehmen GfK regelmäßig 500 Personen ab 16 Jahren wöchentlich online befragt. Dies hat natürlich auch Einfluss auf ihr zukünftiges Konsumverhalten: Während ein Viertel der Befragten auf ihren geplanten Urlaub verzichten will, wollen sieben Prozent den Kauf von Kleidung, Autos und Luxusgütern verschieben. Die GfK-Experten gehen deshalb davon aus, dass Verbraucher in Zukunft noch bedarfsorientierter einkaufen werden und digitale Dienstleistungen weiter an Bedeutung gewinnen.
So gaben in der vom 24. bis 26. April durchgeführten Befragung 33 Prozent der Konsumenten an, in Zukunft weniger Geld für langlebige Produkte wie Möbel, Autos oder Fernseher ausgeben zu wollen. 26 Prozent der Befragten wollen auf den geplanten Urlaub verzichten, acht Prozent auf den Kauf von Möbeln, und sieben Prozent wollen den Kauf von Kleidung, Autos und Luxusgütern wie Uhren und Schmuck verschieben.
In der ersten Phase der Krise, der Panikphase, haben die Menschen vor allem das gekauft, was sie unbedingt benötigten, z. B. Ausstattung für das Homeoffice wie Monitore oder Webcams sowie Kühl- und Gefriergeräte für die Lagerung von Lebensmitteln.
In der folgenden Anpassungsphase an die neue Situation haben sich die Prioritäten der Verbraucher erneut verschoben. Jetzt wurden Produkte im Bereich Home Entertainment, z. B. Spielekonsolen oder Gaming Computer, stärker nachgefragt, um das Leben zu Hause angenehmer zu gestalten. Die jetzt erfolgte Öffnung der stationären Geschäfte lasse wiederum starke Veränderungen im Kaufverhalten erwarten, erklärte die GfK
„Wir gehen davon aus, dass die Verbraucher in nächster Zeit sehr bedarfsorientiert einkaufen werden“, sagte Petra Süptitz, GfK-Expertin im Bereich Consumer Insights. „Aufgeschobene und weiterhin notwendige Käufe werden nachgeholt, darunter auch Produkte, die stärker an den stationären Handel gebunden sind, zum Beispiel beratungsintensive Elektrogroßgeräte wie Einbaugeräte, aber auch Smartphones, Fernseher, höherwertige Elektrokleingeräte wie Kaffeevollautomaten.“
Im April haben laut GfK 70 Prozent der Befragten hierzulande Produkte online eingekauft, in der Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen waren es sogar 81 Prozent. Dieser Trend werde sich in vielen Warengruppen fortsetzen, erwarten die Marktforscher. Weitere Online-Käufe planen die Deutschen zum Beispiel bei Elektronikartikeln oder Gartenwerkzeugen. GfK-Daten aus China zeigen, dass sich der stationäre Handel nach Ende der Krise zwar langsam erholte, aber trotzdem in der Kalenderwoche 17 nach wie vor 23 Prozent unter dem Vorjahr llag. „Das neue ‚Normal‘ wird durch ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld und knappere Verbraucherbudgets gekennzeichnet sein”, erklärte Süptitz. „Darauf werden sich Händler und Hersteller einstellen müssen.“
Deshalb empfiehlt die GfK, neben den unerlässlichen Hygienemaßnahmen neue und auch digitale Angebote wie zum Beispiel Click & Collect, Online-Beratung, Lieferservices oder verschiedene Zahlungsmethoden fortzusetzen und kreative Konzepte zu entwickeln, die auf die Bedürfnisse der Verbraucher einzahlen.
„Große Chancen bieten sich Händlern, wenn sie verstärkt digitale Apps und Medien zur Kundenkommunikation nutzen”, betonte Süptitz. „Eine Möglichkeit könnte beispielweise sein, den Verbraucher kontinuierlich über Zeiten mit wenig Kundschaft bzw. Stoßzeiten zu informieren, damit beim Einkaufen die Abstandsregeln besser eingehalten werden können. So kann die Krise auch eine Chance sein, um Geschäftsmodelle und Konzepte neu zu überdenken.“